Reportage: KulturWind XXIX – Leicht, makaber und spannend

Erft-Kreis-Autoren lasen im FuNTASTIK

Trotz spät-hochsommerlicher Temperaturen waren am Samstag, den 10.09.2016 ca. 25 interessierte Zuhörer in das FuNTASTIK in der Meissener Straße gekommen, um den Literaturherbst zu genießen.

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Fotos: Irina Mertens. Mehr Fotos vom Event hier!

Die freie Schriftstellerin Margit Hähner aus Köln, studierte Germanistin und Theologin, begann mit leichter Kost, was bereits die auf ihrer Homepage zitierten von ihr veröffentlichten Romane vermuten ließen (Zwei Männer sind keiner zu viel und Kein Mann ohne Risiko).

Für ihren Vortrag hatte sie jedoch aus PUR, der Bar-Anthologie (Hrsg. P. Neumann), München 2001 (Droemer-Knaur) Szenen aus Summer Breeze ausgewählt, was ausgezeichnet in den Sommerabend passte. Die von ihr beschriebenen Szenen erzählten von einer schönen und selbstbewussten Dame, die in einer Bar am Meer sitzt und von einem Mann angeflirtet wird. Dabei lässt sie die Zuhörer sowohl an der Gedankenwelt der jungen Dame als auch ihres Bewunderers und des ebenfalls interessierten Barkeepers teilnehmen, was sich als sehr unterhaltsam und witzig erwies. Das Kopfkino war somit auch bei den Zuhörern eingeschaltet.

Prof. Dr. Gynter Mödder, Arzt, Wissenschaftler und Schriftsteller aus Köln, wohnhaft in Glessen, übernahm den zweiten Vortrag. Dass er den Tod zum Thema machen wollte, konnte die Zuhörer nur kurzfristig erschrecken, denn sehr bald war zu erkennen, dass es sich bei Professor Mödder um einen Satiriker handelt, der den Tod eher auf die Schippe nahm, allerdings mit einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik.

Die zu Gehör gebrachten Passagen aus seinem Buch Gullivers fünfte Reise und die Tyrannei der Alten klangen im ersten Augenblick makaber, jedoch amüsierten sie die Zuhörer auf das Feinste. Bei dem Besuch der Protagonisten Gulliver, Munodi und Dr. Sago in einem Beerdigungsinstitut ergaben sich die skurrilsten Szenen und Missverständnisse. Die übereifrige Bedienung möchte unbedingt ein Sargmodell verkaufen, notfalls auch ein Second-Hand oder „Second-Body Modell“, während am Ende nur der Kauf von längst verwelkten Blumengebinden infrage kam. Die Enttäuschung der wunderbar freakig beschriebenen Verkäuferin wird offenbar. Sie holt zu ihrem letzten Argument aus: „Jeder braucht einen Sarg! Irgendwann… “ und weiter: „Ach der Job macht gar keinen Spaß mehr. Keiner will mehr sterben… “. Hinter dem turbulenten Dialog mit teils ziemlich deftigem Vokabular verbirgt sich ein gesellschaftskritischer Ansatz. Wenn auch mit witzigen Formulierungen, so werden der Umgang mit dem Tod und sich daraus ergebende Geschäftsmodelle angeprangert und in einem anschließenden Kapitel den aufwendigen Bestattungsritualen für Haustiere gegenüber gestellt. Wer mehr erfahren möchte, sollte unbedingt die ganze Geschichte lesen.

Den dritten Part bestritt Andreas Schnabel aus Pulheim, ein besonders vielseitiger Literat, der nicht nur als freier Autor sondern auch als Ghostwriter und Briefträger tätig ist. Er ist außerdem ausgebildeter Rettungsassistent und Hauptbrandmeister und arbeitete in den unterschiedlichsten Sparten: u.a. als Taxifahrer, Rundfunkreporter, RTL-Sportredakteur, TV-Producer, Filmproduzent, Event & TV-Regisseur und Theater-Autor.

Seine Krimis spielen auf der Insel Mallorca, wo er auch ein kleines Domizil besitzt und mehrere Monate im Jahr verbringt. Deshalb sind ihm Land und Leute sehr vertraut und die Geschichten enthalten eine Menge Lokalkolorit. Andreas Schnabel las Szenen aus Tod unter Pinien. Der Residente Cristobal García Vidal und Kriminalkommissarin Angela Bischof hatten es mit sehr mysteriösen Fällen zu tun. Ein Mann, der niemals unter Blutzucker litt, war an Diabetes gestorben, ein zweiter war von einer australischen Trichterspinne gestochen worden und ein dritter verstand nach einem traumatischen Erlebnis plötzlich Mallorquin.

Zum Schluss stellten sich die Literaten noch den Fragen der sehr interessierten Zuhörer. Dabei wurden noch einige Bücher verkauft. Professor Mödder überreichte eine großzügige Bücherspende an die Kulturkreisler.

Die Vertreter des Autorenkreises Rhein-Erft sowie Dr. Rainald Hahn vom Förderverein der Stadtbibliothek Bergheim und die Kulturkreisler freuten sich über einen gelungenen Abend und die Zuhörer machten sich ‚Fröhlichen Herzens’ (Originalton Eva Fielitz) auf den Heimweg.

Für den SüdWestwind und die Kulturkreisler
Ursula Schlößer