Eine aktuelle Umfrage der Polizei zum Thema Raub, Angst und Drogen an Schulen brachten den Schulleiter der Silberbergschule Geesthacht auf die Idee, auch die unmittelbar Betroffenen, die SchülerInnen, durch Theaterstücke mit der Analyse dieser Problematik zu beschäftigen. Die Erich Kästner-Hauptschule hat diesen Gedanken aufgegriffen und z.B. mit dem Stück ‚Ich will das nicht’ von Tanja Haase in die Tat umgesetzt.

Gerne werden die Rollen mit gegensätzlichen Charakteren besetzt, d.h. ein besonders ruhiges Kind schlüpft in die Rolle des Angreifers bzw. umgekehrt, oder ein eher als Diva bekanntes Mädchen spielt die Rolle der besorgten Mutter des Opfers. Das Rollenangebot im vorliegenden Stück umfasst die üblichen Beteiligten, als da sind: das Opfer, die Eltern, der Lehrer, der Bandenchef und sein Komplize, die Freunde und Passanten. Ein Erzähler führt die Zuschauer durch die Szenen.

Wer nicht gerade probt, fungiert als kritischer Beobachter. Auf diese Weise lernen die Mitwirkenden, sich in sämtliche Figuren hinein zu versetzen. Sie entwickeln ein Gespür für richtig und falsch und dürfen trotzdem auch einmal der Bösewicht sein und angestaute Aggressionen ausleben. „Das ist ideal für verhaltensauffällige SchülerInnen“, erfuhr ich von Hatice Kartal. Wer etwas kritisieren möchte, ruft ‚STOP’ und darf dann seine Einwände vorbringen. Die Schülergruppe war sehr aufmerksam und bemüht, ihre Texte auswendig zu beherrschen. Bemerkenswert war auch ihre Freude an der richtigen Mimik und Gestik, die Angst, Verzweiflung, Zuneigung und Distanz bis zur Gefühlskälte ausdrücken sollten.

Für die Rolle der Mutter würde man ein Kleid benötigen, für den Vater einen Anzug und für die Bandenmitglieder Stiefel und ein etwas Furcht einflößendes schwarzes Outfit, meinten die SchülerInnen auf die Frage nach den Kostümvorstellungen.

Die Jahrgangsstufe 7 möchte dieses Theaterstück für die neuen Fünftklässler aufführen, die nach den Sommerferien auf die Erich Kästner-Hauptschule wechseln. Ich bin gespannt auf den Ausgang der Geschichte und hoffe natürlich auf ein Happy End.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer

KURS-Lernpartnerschaft zwischen Hauptschule und Krankenhaus

Am 30.04.2010 fand im BOB (Berufsorientierungsbüro) der Erich Kästner-Hauptschule die Besiegelung einer Kooperation zwischen der Hauptschule und dem Maria-Hilf-Krankenhaus (MHK) in Bergheim statt. Zu diesem Ereignis waren auch die beiden Jung-Redakteure Chehrazed Anasser und Moritz Brei der Schülerzeitung WAS STRAMMES eingeladen, für die sich der SüdWestWind jetzt schon in der 3. Auflage engagiert.

Was bedeutet KURS?

Zunächst einmal ‚Mit Lernpartnerschaften auf Erfolgskurs’ aber auch Kooperationsnetz Unternehmen der Region und Schulen. Die Koordinatorin des KURS-Basisbüros beim Schulamt für den Rhein-Erft-Kreis Regina Kazmierczak bringt es auf den Punkt: „Wir holen das Leben in die Schule.“

Die Schulleiterin Bärbel Hilbricht-Gey äußerte sich wie folgt: „Viele meiner Schüler haben Zugang zum Pflegebereich. Sie verfügen über gewisse Stärken und sind aufgrund ihres häuslichen Umfelds sozial eingestellt (religiöser Hintergrund). Sie wissen es zu schätzen, dass es vor Ort ein Krankenhaus gibt, das noch dazu einen guten Ruf hat. Viele haben bereits eigene gute Erfahrungen gemacht. Die Erich Kästner-Hauptschule plant über die Schulpflicht hinaus, und zwar frühzeitige Empfehlungen für zukunftsorientierte Berufe, z.B. im Pflegebereich für Mädchen und Jungen.“ Dafür ist eine besondere Erziehung nötig und Bärbel Hilbricht-Gey ist froh, das MHK als Partner zu gewinnen.

Monika Lehnen, Pflegedirektorin des MHK, betont ein großes Interesse an verlässlichen Nachwuchskräften im Pflegebereich. Das MHK ermöglicht schon lange Praktika für SchülerInnen unterschiedlicher Schulen. Alle dürfen schnuppern, zur Vermeidung von Schockerlebnissen – denn in einem Krankenhaus geht es vielfach um Geburt und Tod. Diese Wirklichkeit muss frühest möglich erkannt werden, da es sonst zu Frust und Burn Out kommt.

Hedwig Imhoff vom Kreisschulamt verweist auf die wesentliche Bedeutung des Kennenlernens der Anforderungen in der Wirklichkeit des Berufsalltags vor dem endgültigen Einstieg.

Bürgermeisterin Maria Pfordt sieht in der Bereitstellung von Praktika einen reibungslosen Übergang von der Schule in den Beruf und bezeichnet diesen als Win-Win-Situation, die auf Geben und Nehmen basiert. Sie erinnert in dem Zusammenhang auch an den Girls‘ bzw. Boys‘ Day, der seit einigen Jahren durchgeführt wird. An diesen Tagen können Jugendliche Berufe ausprobieren, für die sie eigentlich nicht prädestiniert sind. Sie begrüßt die Vielfalt der Möglichkeiten.

Frau Schmitz, Pflegschaftsvorsitzende des Elternbeirats, ist sehr froh, dass die Kinder ihre Eindrücke nicht nur der Fernsehserie Emergency Room verdanken, sondern praktische Erfahrungen sammeln dürfen als gute Vorbereitung für ihren beruflichen Einstieg.

Herr Krämer, Fachlehrer für Englisch und Deutsch und erfahrener Kollege der Schulleiterin, berichtet von einem hohen Potential der HauptschülerInnen auf verschiedensten Ebenen und erläutert einen Potential-Check zur Ermittlung von Stärken und Schwächen. Alle 8er Jahrgangsstufen dürfen ihre Wünsche und Neigungen an eine große Wandtafel im BOB schreiben. Die so gewonnenen Erkenntnisse erleichtern eine Einteilung in Schnupperkurse, Praktika oder Betriebserkundungen für Interessierte oder auch Förderangebote, wo nötig. Die SchülerInnen werden in Gruppen von 8 – 10 zusammengefasst und erhalten Unterweisung zum Thema ‚Vorstellungsgespräch’, wobei ein großer Wandspiegel nicht fehlt, oder ‚Lebenslauf’, je nach dem auch durch speziell engagierte Honorar-Fachkräfte.

Man nimmt sich mit besonderer Sorgfalt auch der SchülerInnen an, die über ein hohes Potential verfügen, aber nichts ‚auf die Reihe’ bekommen. Außerdem gibt es noch die 1:1 Patenschaft durch ehrenamtliche Paten.

Die anschließend geleisteten Unterschriften auf dem Kooperationspapier sind ein weiterer Meilenstein der Qualitätsoffensive Hauptschule. Sie dienen außerdem der Berufsorientierung der SchülerInnen mit einer Konzentration auf den immer wichtiger werdenden Gesundheitsbereich. Das MHK leistet dazu einen wichtigen Beitrag und stellt im Anschluss an die Schulzeit außerdem ein Freiwilliges Soziales Jahr in Aussicht.

Als nächstes strebt die Schulleitung eine Zusammenarbeit mit den Bergheimer Stadtwerken an.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer