Reportage: Tag der Literatur, eine 4-Stationen-Reise

Lesevergnügen im FuNTASTIK

Beschwingt und heiter begann am 08.06. das literarische Frühstück im sonnendurchfluteten Familien- und Bürgerzentrum FuNTASTIK, der ersten Station der Literaturreise innerhalb der Bergheimer 700-Jahr-Feier. Sommer, Sonne und Entspannung wurden auch durch die themengerecht dekorierten Tische signalisiert, auf denen sich ein reichhaltiges Frühstück türmte. Ca. 50 Gäste nahmen Platz, unter ihnen auch Bürgermeisterin Maria Pfordt. Nach einer kurzen Begrüßung durch die Initiatoren Jörg Friedrich (Medio Bibliothek) und Ursula Schlößer (SüdWestWind) nahm Sarej Hajabi (12) die Leichtigkeit dieser Veranstaltung auf und spielte den Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms.

Dann traten als erster Lesebeitrag Die Heinzelmännchen von Köln auf den Plan. Hier wird – wie die meisten wissen – die Neugier als Untugend angeprangert. Es folgte ein Leseduett des Märchens von der Kleinen Raupe Nimmersatt, das sicherlich den Kindern besonders gefallen hat. Es wurde abwechselnd in Russisch und Deutsch gelesen. In das Reich der Sagen führte die Ballade von Adelbert von Chamisso Das Riesenspielzeug und machte jedem klar: Der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor!



Witzig fanden die Gäste Die Löcher im Käse Theorie, Extrakt aus Dr. Eckart von Hirschhausens Die Leber wächst mit ihren Aufgaben. Lust zum Philosophieren machte eine Passage aus Wer bin ich und wenn ja, wie viele? des Schriftstellers Richard David Precht. Danach wurde Erich Kästners Ansprache zu Schulbeginn vorgelesen, die lebensklug und witzig besonders die jugendlichen Zuhörer aufhorchen ließ. Ein wenig erschrocken waren sie vielleicht von der Aussage: ‚Vom Baum des Lebens in die Konservenfabrik der Zivilisation – das ist der Weg der vor Euch liegt’. Aber einige Sätze weiter heißt es ja zum Glück ‚Lasst Euch Eure Kindheit nicht austreiben!’ und später dann ‚Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln’.

Des Weiteren wurde Der Mensch von Kurt Tucholsky zu Gehör gebracht. Tucholsky reiht eigenwillige und verblüffende Thesen aneinander. Nach einigem Nachdenken sind die meisten schwer widerlegbar. Das beginnt schon mit dem ersten Satz: ‚Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenn’s ihm gut geht, und eine, wenn’s ihm schlecht geht…’ Aber ein leichtes Raunen ging durch den Raum bei der Aussage: ‚Der Mensch zerfällt in zwei Teile: In einen männlichen, der nicht denken will und einen weiblichen, der nicht denken kann…’

Den Schlusspunkt setzte eine Dame aus dem Publikum, die spontan Lust zum Vorlesen bekommen hatte. Kurz entschlossen wählte sie aus dem Balladenbuch Die Zwerge in der Mühle von August Schnetzler. So schloss sich der Vorlesereigen, der mit den Heinzelmännchen begonnen hatte, wieder mit kleinen Märchenwesen, den Zwergen. Gestärkt und vergnügt konnten sich die Gäste noch über ein eigens für diesen Anlass aufgelegtes Lesezeichen des SüdWestWind-Bücherschranks im FuNTASTIK freuen, der montags von 11:00 – 13:00 Uhr und 15:00 – 16:00 Uhr geöffnet ist.

Vorgelesen haben Irina Felker & Fatihah Azanai, Sevinc Yayla, Ursula Schlößer, Heike Flamm, Rüdiger Warnecke und Dora Gütinger.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer