Reportage: Ein Stadtteil hat Grund zum feiern

10 Jahre Soziale Stadt Bergheim Süd-West

Qualität und Ausmaß der Veränderungen des ehemals als Brennpunkt geltenden Stadtteils Süd-West, dokumentiert mit Wortbeiträgen, Fotos, Dokumenten und Filmen, beeindruckte nicht nur die Gäste sondern auch die Initiatoren und Aktiven, die am Freitag, 26.10. im FuNTASTIK zusammenkamen, um auf 10 Jahre Soziale Stadt zurückzublicken. Die EGBM hatte die Bürger dazu eingeladen und alles vorbereitet.

Antje Eickhoff, die sich als eine Mischung aus Eliza Doolittle und Carmen gewandet hatte, übernahm die Moderation gemeinsam mit Tom Juschka, der heutzutage nur noch selten im FuNTASTIK anzutreffen ist und sich deshalb als das Phantom von Süd-West bezeichnete. Die zahlreichen Projekte wurden in chronologischer Reihenfolge genannt, so dass der Vortrag leicht anstrengend hätte werden können, wäre die Herangehensweise nicht so humorvoll gewesen. Launige Sketche und kleine Dialoge über persönliche Eindrücke und Lieblingsgeschichten lockerten die Gesamtpräsentation auf.

Nach einer Eröffnungsrede von Bürgermeisterin Maria Pfordt, die noch einmal die recht trostlose Ausgangssituation von 2001 beschrieb, wurden 10 ausgewählte Projekte von den jeweils Verantwortlichen ausführlicher vorgestellt.

Tom Juschka und Herbert Vetter berichteten launig über ihre erste Begegnung, den Beginn einer Freundschaft und die Zusammenarbeit bei den diversen Stadtteilfesten. Annemie Nellen und Anni Wilbertz hatten mit dem Senioren-Netzwerk Gemeinsam gegen Einsam über ein äußerst erfolgreiches und langlebiges Projekt zu berichten, das in diesem Jahr in einem bundesweiten Wettbewerb auch preisgekrönt wurde. Julian Beywl und Willi Müller von der ASH Sprungbrett konnten ebenfalls über einen Löwenanteil an Veränderung im Viertel berichten, denn unter ihrer Leitung wurden Parkanlagen, Spielplätze, Schulhöfe, Schuleingänge und anderes neu gestaltet und aufgewertet. Auch das Schrebergartenprojekt Grabeland und der Tafelgarten gehören zu den beliebten neuen Errungenschaften.

Die Elterninitiative WUNDERKINDER unter der Leitung von Irina Mertens erfreute die Zuschauer mit einem entzückenden Schirmchentanz der Kleinen, der vom Liedvortrag einer Schülerin begleitet wurde. Horst-Günter Lankers und Ursula Schlößer erinnerten sich gemeinsam an vier Jahre intensiver und schweißtreibender Vorbereitungsarbeit für die Erneuerung der Fassaden an der heutigen Turmallee, die damals noch den ungeliebten Namen Berliner Ring trug. Der Saz-Unterricht, der unter der Leitung von Murat Bathiar zu den ersten Projekten im Stadtteil zählt, wurde von einer jungen Schülerin vorgestellt, die zur Langhalsgitarre ein türkisches Lied vortrug. Als kleine Unterbrechung zeigte Antje Eickhoff zwei Kurzfilme. Der erste hatte den Abriss des evangelischen Kindergartens und den Bau des FuNTASTIK zum Inhalt, während der zweite die künstlerische Gestaltung der Park- und Spielplatzanlagen vor Augen führte, die als Vorbildprojekt ausgezeichnet wurden.

Iris Strohmeier, aufgrund ihres großen Erfolgs bei der Arbeit mit MigrantInnen auch Miss Integration genannt, veranlasste die Zuschauer, mit Hilfe von Wollknäueln beziehungsreich, ein Netzwerk zu bilden. Thomas Büchs, erst kürzlich als kommissarischer Leiter des Kulturkreisels eingesetzt, zählte die wichtigsten Details aus 12 stattgefundenen KulturWind-Veranstaltungen auf und machte neugierig auf das für 2013 geplante Programm. Die Damen von Café Global, alias Irmgard Vetter, Edith Kasdorf und Gisela Ludes blickten auf ihre langlebige kreative Arbeit zurück, die Edith Kasdorf in einem humorvollen Gedicht beschrieb. Gisela Ludes fand wieder einmal kluge Worte für und über die von ihr ebenfalls seit Jahren geführte Philosophierunde. Nicht persönlich auf der Bühne waren die Streetworker. Matthias Reuter und Ines Nadrowski konnte man jedoch in einem kürzlich erstellten Video sehen, und zwar als Leiter einer spektakulären Graffiti-Aktion. Die unattraktiven Wände des Albrecht-Dürer-Hauses wurden von interessierten Jugendlichen im Juni mit entsprechenden Kunstwerken verschönert.

Auch nach Beendigung des offiziellen Programms blieb man bei einem gemütlichen Getränk zusammen und schwelgte in Erinnerungen.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer