Reportage: Frauenfrühstück im Integrationsbüro – „Codewort Rührei“

Schahia tayyiba! – Guten Appetit!

Ganz zwanglos – jede kommt unaufgefordert – jede bringt etwas mit und alle helfen beim Frauen-Frühstück im Integrationsbüro in der Otto-Hahn-Straße in Bergheim, das jeden Donnerstag um 10:00h stattfindet. Dieses Mal waren neun Frauen mit marokkanischem Migrationshintergrund dabei. Zahira und ihre Schwester Karima, Samira 1 und Samira 2, Narges, Najat 1 und Najat 2, Sadia und Tamimaunt. „Oft sind es doppelt so viele“, berichtete Iris Strohmeier, die das Büro leitet und auch immer bei der Zubereitung der Speisen tatkräftige Unterstützung leistet.

Sie schwärmt von dem berühmten Rührei, dem wichtigsten Teil des Frühstücks, das – je nachdem, wer am Herd steht – immer etwas anders gerät. Für das Grundrezept werden drei große Paprika in kleine Würfel geschnitten, ebenso wie drei Tomaten, und beides wird dann in Öl angebraten; nicht ganz durch, denn etwas knackig soll es bleiben. Hinzu kommt ein Bund Frühlingszwiebeln, in kleine Ringe geschnitten. Vorerst wird nur mit Salz gewürzt. Dann kommen 10 Eier dazu. Die müssen zunächst aber gewaschen werden. Iris stellt fest, dass sie dies zum 1. Mal hört. Erst neulich wurde sie gefragt, ob sie sich an etwas erinnert, dass sie zum 1. Mal gemacht hat. Damals fiel ihr nichts ein. Jetzt hat sie ein Beispiel. Mit den Eiern hält das sehr genau, erklärt Samira 1, die heute am Herd steht. Die müssen jetzt einzeln in eine kleine Pfanne geschlagen werden, um festzustellen, ob sie klar sind und keine roten Pünktchen aufweisen (wir sprechen dann von Hahnenpick und finden das in der Regel harmlos). Bei Samira 1 geht das gar nicht. Schließlich wird fleißig gerührt, wie der Name ja sagt, bis alle Eier gestockt sind. Dann kommt noch ein marokkanisches Gewürz hinzu. Ich schnuppere daran und versuche, es zu definieren. Wahrscheinlich handelt es sich um Paprika.

Nun wird das fertige Rührei auf mehrere große Teller verteilt. Die bringen wir gemeinsam auf den Frühstückstisch, der inzwischen gedeckt wurde. Dort gibt es außerdem Butter, Honig, verschiedene Marmeladen (teils selbst gemacht), rohe Gurke, Paprika, Radieschen, Litschis und Mango. Natürlich fehlen auch Brot und Brötchen nicht und es gibt Fruchtsäfte, Kaffee und Tee.

Die Frauen genießen die fröhliche Runde und tauschen ihre privaten Erlebnisse aus. Es geht um Joggen, erste Autofahrten nach dem Erhalt des Führerscheins und wie man lästige Vertreter an der Haustür loswird. Ich versuche mir die Gesichter und Namen der Frauen einzuprägen, bitte aber dennoch, mir das Codewort ‚Rührei’ zuzurufen, wenn wir uns in Bergheim begegnen.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer