19. KulturWind-Veranstaltung in Kooperation mit der Gesamtschule Bergheim

Alle 145 Stühle waren am 10.05. im kleinen Saal des Medio besetzt, als der Kurs ‚Darstellen & Gestalten’ der Gesamtschule Bergheim seine Darbietungen zu den Themen SINN-LOS?! und WAS MICH BEWEGT in Szene setzte. Beide Stücke waren im vergangenen ¾ Jahr von Kursleiter Rainer Tack und seiner Kollegin Nadine Pierunek mit den Kindern einstudiert worden. Die Ideen dazu kamen überwiegend von den Jugendlichen selbst und wurden nur an einigen Stellen von den Lehrpersonen ergänzt.


Fotos: H. Vetter, U. Schlößer

Darstellen & Gestalten gilt in der Gesamtschule Bergheim ab der 6. Klasse als Pflichtfach. „Es gibt SchülerInnen, die sich in den klassischen Fächern einfach nicht profilieren können. Darstellen & Gestalten bietet ihnen die Möglichkeit, ihre künstlerischen Talente zum Einsatz zu bringen. Auf diese Weise erhalten auch sie die für ihr Selbstbewusstsein so notwendigen Erfolgserlebnisse“, so die Erläuterungen von Schulleiter Werner Zimmermann.

Die SchülerInnen der Jahrgangsstufe 7 beschäftigten sich mit dem Sinn des Lebens. Ca. 40 Jugendliche demonstrierten sowohl sinnvolle als auch sinnlose Aktionen, sinnlose z.B. mit Hilfe einer Schaufensterpuppe und Plastikflaschen. Was als sinnvoll erachtet wurde, war auch von der jeweiligen Situation und der daraus resultierenden Wertschöpfung der Einzelnen abhängig. Vollkommen einig war man sich darüber, dass eine Party zur Steigerung des Lebensgefühls sinnvoll ist. Das Resümee der Siebtklässler: ‚Wer den Sinn des Lebens sucht, kommt nicht umhin, sich auch mit Unsinn herum zu schlagen’.

Der 2. Teil, der von der Jahrgangsstufe 10 bestritten wurde, beschäftigte sich mit dem Thema ‚WAS MICH BEWEGT’. Hierzu, berichtete Rainer Tack, gab es zunächst ein Brainstorming, bei dem 33 Begriffe gefunden wurden. Liebe, Freundschaft und Familie spielten eine große Rolle. Die Jugendlichen lebten ihre kleinen Konflikte mit improvisierter Zänkerei und großem Geschrei aus. Ungerechtigkeiten in der Familie durch Bevorzugung und auch Vernachlässigung wurden ausgedrückt. Das Vermissen von familiärer Atmosphäre durch Kochen und Essensrituale wurde deutlich. Es war bewundernswert, dass die SchülerInnen auch in diesem zweiten Teil ohne Kostüme und ohne jegliche Bühnendekoration auskamen. Lediglich ein Minimum an Requisiten war ihnen zugestanden. Ihre Empfindungen kamen nur durch Mimik und Gestik zum Ausdruck.

Offensichtlich sehr bewegt waren die SchülerInnen vom Bürgerkrieg in Syrien. Für diesen zeigten sie nur Unverständnis und Trauer und offenbarten ihre große Sehnsucht nach Frieden. Gemeinsam sang man „ Imagine there’s no heaven…“ von John Lennon, was auch die Zuhörer nicht unberührt ließ. Auch Nelson Mandela und sein langer Weg zur Freiheit zählte zu den Hauptthemen. Einmalig in der Welt ist sein großes Verdienst, dass er das Apartheidsregime in Südafrika ohne Bürgerkrieg durch das Umarmen seiner politischen Gegner beendet hat. Seine kluge Devise hieß: ‚Auch mit einer Umarmung kann man einen politischen Gegner bewegungsunfähig machen’.

Am Ende waren Bürgermeisterin Maria Pfordt und der SüdWestWind-Vorstand sich einig: ‚Herr Zimmermann, auf diese Schüler können Sie stolz sein!’
Werner Zimmermann: ‚Das bin ich auch – jeden Tag!’

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer

Am Samstag, 10. Mai ab 18:00 Uhr geben SchülerInnen der Gesamtschule Quadrath aus der 7. und 10. Jahrgangsstufe eine Sondervorstellung aus ihrer Kursreihe Darstellen und Gestalten im kleinen Saal des MEDIO.RHEIN.ERFT; Einlass ab 17:30h. Inhalt ist das Ergebnis ihrer Einstudierungen zu den Themen ‚Sinn-Los?!’ und ‚Was mich bewegt’. Erstmalig widmet der SüdWestWind e.V. eine KulturWind-Veranstaltung der Gesamtschule Quadrath, die von zahlreichen Jugendlichen aus Süd-West besucht wird. Die Kooperation zwischen Verein und Gesamtschule gibt den Jugendlichen die Möglichkeit einer zweiten Aufführung ihrer in harter Projektarbeit zustande gekommenen tänzerischen und darstellerischen Leistungen. Die Premiere hat bereits im Rahmen der Projektwoche im Bürgerhaus in Quadrath erfolgreich stattgefunden. Aufgrund der Doppeldeutigkeit der Titel darf man gespannt auf die jeweiligen Interpretationen der jungen Künstler sein. Der Eintritt ist kostenlos. Spenden sind erwünscht.

kulturwind19

Für den SüdWestWind und die Kulturkreisler
Ursula Schlößer

Dennis Vlaminck las aus seinem Roman Domfeuer

Am 21. März 2014 las der Bedburger Autor Dennis Vlaminck zum letzten Mal aus seinem Roman Domfeuer. Dass er dies im Bürgerzentrum FuNTASTIK tat, freute den SüdWestWind und die Kulturkreisler als Veranstalter ganz besonders. Ca. 45 interessierte Zuhörer waren im großen Saal versammelt. Gebannt lauschten sie der Stimme des Autors, der sie in das mittelalterliche Köln versetzte. Sehr schnell sprang buchstäblich der Funke über.

Die historisch belegte Katastrophe des missglückten Teilabbruchs des alten Kölner Doms durch ein Feuer war Ausgangs- und Höhepunkt der Haupthandlung, die Vlaminck mit zahlreichen Charakteren ausgestattet hatte und die sowohl im Positiven als auch im Negativen alle Normen sprengten. Nach kurzer Einführung in das Jahr 1248 wurde man zunächst mit Werkmeister Burkhart bekannt gemacht, der sich selber auch den ‚Meister der Zerstörung’ nannte und der es als größte Ehre empfand, das ehrwürdigste und schönste Haus Kölns dem Erdboden gleich zu machen, um damit Raum für eine noch größere und prachtvollere Kathedrale zu schaffen. Leider kam er dieses Mal aus seinem Arbeitsplatz im Stollen nicht mehr heraus. Der Teufel hatte wohl seine Hand im Spiel und Werkmeister Burkhart war das erste Mordopfer in diesem Krimi.


Fotos: H. Vetter und U. Schlößer

Blutrünstig sollte es weiter gehen, denn am Tag des Heiligen Vitalis (28. April 1248) traf der Hafenarbeiter Paulus auf einen unheimlichen Fremden, der ihn mit fadenscheinigen Argumenten dazu veranlasste, ihn zu den drei reichsten Kaufleuten zu führen, die der Fremde meuchlings ermordete und schlimmer noch, Paulus als Mörder dastehen ließ. Blutbesudelt und mit der Mordwaffe in der Hand wurde seine Lage immer aussichtsloser, wenn da nicht Jenne auf dem Plan erschienen wäre, die eine Idee hatte, wie sie Paulus mit Hilfe eines Waschzubers aus der Stadt und damit aus der Gefahrenzone bringen konnte. Jenne hatte nämlich den rettenden Einfall, den Bottich als Boot auf dem Duffesbach einzusetzen, um später in den Rhein zu gelangen. Das war natürlich ein aufregendes Unterfangen und ging mit vielen Hindernissen einher.

Dennis Vlaminck las auch eine – wie er meinte – eher heitere Szene vor, von denen es tatsächlich nicht wirklich welche gab. Hier handelte es sich um eine Wurzelbehandlung, die ein so genannter Zahnbrecher vor johlendem Publikum vollzog. Im Mittelalter glaubte man, dass es sich bei der Zahnwurzel um einen Wurm handelte. Die Tortur fand auf dem Heumarkt statt. Der Patient wurde an einen Eichenstuhl gefesselt, seine Stirn mit einem Gurt fixiert und in seinem Mund steckte ein Kieferspreizer. Als Erklärung für die johlende Zuschauermenge konnte nur die Tatsache gelten, dass es sich bei dem Patienten um den Büttel (Gerichtsbote/ Häscher) der Stadt handelte, der sich bei seinen erbarmungslosen Amtshandlungen den Zorn der Bürger zugezogen hatte. Viele Kapitel mussten wegen der limitierten Vorlesezeit übersprungen werden. Letztendlich kam Dennis Vlaminck auf das Hauptgeschehen zurück, nämlich die gezielte Niederlegung des alten Doms. Der bekannte Dombaumeister Gerhardt musste hierbei auf seinen besten Fachmann, Werkmeister Burkhart, verzichten. Welche Intrigen, Ränke und Urgewalten im Nachhinein offenbar wurden, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur noch, dass 19 Zuhörer den Kriminalroman Domfeuer an dem bereitgestellten Büchertisch gekauft haben. Andere besaßen ihn bereits und waren nur deshalb gekommen, weil es immer wieder Freude macht, einer Geschichte zu lauschen, besonders aber, wenn sie von einem Bauwerk handelt, das so berühmt und einzigartig ist wie der Kölner Dom. Dennis Vlaminck erntete großen Applaus und signierte alle Bücher zur Erinnerung an den interessanten Abend.

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer

Bedburger Autor liest im FuNTASTIK am 21. März 2014

In seinem Roman Domfeuer, erschienen 2011 im Emons-Verlag, führt Dennis Vlaminck in das Jahr 1248 und lässt das mittelalterliche Köln in mitreißender Weise auferstehen. Sehr schnell ist der Leser Teil des Geschehens und taucht ein in die Szenerie des alten Doms und des nahe gelegenen Hafens. Fast schon glaubt man den Schweiß der Hafenarbeiter zu riechen, die stundenlang Fässer mit stinkendem Salzhering und anderen Frachtgütern entladen, die ständig rheinauf- bzw. abwärts verschifft und in Köln gestapelt werden. Mit Ehrfurcht bestaunt man die Schwerstarbeit der Werkmeister und Gehilfen um Dombaumeister Gerhardt.

Rainald von Dassel, engster Vertrauter von Kaiser Friedrich I Barbarossa, hatte durch die Überführung der Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln der Stadt starke Pilgerströme beschert und damit auch die wirtschaftliche Bedeutung Kölns gestärkt. Der Dom, der damals bereits die größte Kathedrale der Welt darstellte, war den Kölnern zu klein geworden. Sollte er deshalb brennen, um ein noch imposanteres Bauwerk zu schaffen? Der Autor weiß die Antwort und stellt sich auch Ihren Fragen im Rahmen der

Lesung im FuNTASTIK
in der Meissener Straße 7, 50126 Bergheim.
Freitag, 21. März 2014
Beginn: 18:00h
Einlass: 17:30h.

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten. Aufgrund begrenzter Platzkapazität wird eine Voranmeldung empfohlen. (Telefon 02271 983777 und 02271 64124)

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer