Kulturwind VII – Nachlese: Weltgeschichte – Der goldene Brief des Königs von Birma

Bei der 7. KULTURWIND-Veranstaltung mit Bildern und Texten aus dem Goldenen Land Myanmar, die am 1. Juli im FuNTASTIK stattfand, blieb zu wenig Zeit, um ausführlich genug über eine wieder entdeckte Sensation zu berichten.

Vor 250 Jahren schrieb König Alaungpaya auf fast purem Gold einen Brief an den britisch-hannoverschen König Georg II und bot ihm einen Handelsstützpunkt im damaligen Birma an. Diese so wichtige Botschaft, die im ausgehöhlten Stoßzahn eines Elefanten um die halbe Welt gereist war, fand keinerlei Aufmerksamkeit bei dem Adressaten, ebenso wenig wie ein zweiter Brief, der an die Ostindische Handelskompanie gerichtet war. König Georg II konnte ihn nicht lesen. Der Brief war in der noch heute in Myanmar (so die Bezeichnung des Landes nach der Umbenennung durch die Regierung 1989) gesprochenen und gelesenen Landessprache verfasst. Offenbar schien er Georg II auch nicht wichtig, trotz seines immens hohen Materialwertes, der heute inklusive der Verzierung mit 24 hochkarätigen Rubinen, auf über 1 Mio Euro geschätzt wird.

Bilder mit freundlicher Genehmigung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek.

Er schickte ihn lediglich zur Ablage in seine Heimat Hannover, wo man ihn als ‚Brief irgendeines indianischen Herrschers von der Küste von Coromandel’, (hunderte von Kilometern entfernt auf dem Indischen Subkontinent) katalogisierte. Immerhin wurde er in einem Tresor aufbewahrt und befindet sich heute als absolute Sensation in der Gottfried Wilhelm Leibnitz Bibliothek in Hannover. Dort wurde die Botschaft aus dem Jahre 1756 durch Historiker und Experten der Handschriftenabteilung übersetzt und gedeutet. Soviel ist sicher, dass es sich bei diesem edlen Schriftstück um ein einmaliges Dokument handelt, das den frühen Wunsch eines Landes nach Globalisierung belegt, der am Hochmut und der Überheblichkeit der Kolonialmächte gescheitert ist.

Alaungpaya jedenfalls fühlte sich erniedrigt, weil er keine Antwort erhielt, was den Lauf der birmanischen Geschichte und die Beziehungen zu den Kolonialmächten äußerst negativ beeinflusst haben dürfte. Zum Umgang mit diesem Kleinod erklärte Bibliotheksdirektor Dr. Georg Ruppelt bei der Präsentation am 18.01.2011 vor 450 Gästen gegenüber der HAZ: „Wir haben vor, einen Antrag zur Aufnahme in das Unesco-Weltdokumentenerbe zu stellen“. Die Würdigung des inhaltlichen sowohl als auch materiellen Wertes dieses Kleinods stellt das ehemalige Birma und seine Könige auch einmal in ein positiveres Licht, denn letztere wurden von den Kolonialherren ausschließlich als unwissende Barbaren eingestuft.-

Diese Hintergründe konnten in meiner Reisedokumentation nur kurz gestreift werden, denn es gab so viele interessante Dinge über Myanmar und seine Menschen zu berichten. Die Kulturdenkmäler, allen voran die Shwedagon-Pagode in Yangon und tausende von Pagoden und Stupen in Bagan, wo das erste myanmarische Reich von Köning Anawratha im 11. Jahrhundert gegründet wurde, lieferten reichlich Gesprächsstoff, denn sie haben den größten Anteil an der Magie dieses Landes, das stark vom Buddhismus und seiner friedfertigen Lehre geprägt ist, die sich als oberste Maxime die Abkehr von der menschlichen Gier zur Aufgabe macht und das Sammeln von Verdiensten für ein besseres Leben nach der Wiedergeburt. Das Endziel ist natürlich die Beendigung des Kreislaufs der ewigen Wiedergeburt und der Einzug in das Nirwana.

Da ich das Land bereits drei Mal bereist hatte, konnte ich auch das Alltagsleben beschreiben und mit Fotos dokumentieren. Die meisten meiner Zuhörer waren von den archaischen Lebensumständen überrascht und sahen mit Erstaunen, dass die Menschen trotzdem gut ernährt und fröhlich waren. Die zahlreichen Märkte und das phantastische Angebot an Gemüse, Früchten, Reis, Hülsenfrüchten, Fisch und Fleisch machten deutlich, dass keine Hungersnot herrscht, einmal abgesehen von Naturkatastrophen, von denen das Land allerdings immer wieder heimgesucht wird.

Nach Myanmar reist man nicht, um die üblichen Strukturen eines Massentourismus vorzufinden, sondern lässt sich auf die noch vorhandene Ursprünglichkeit der Landschaft und die Liebenswürdigkeit der Menschen ein. Bequemlichkeit wird dadurch ziemlich bedeutungslos. Für interessierte Nachfragen sorgte meine landestypische Kleidung, bestehend aus Flip-Flops, Longyi und Shan-Jackett und die obligatorischen Umhängetasche.

Mehr Fotos und Informationen über Myanmar finden sich für Interessierte Besucher auf meiner Reiseseite: www.going-places.de

Für den SüdWestWind
Ursula Schlößer